Alles beginnt 1864 mit der Gründung der ersten Dampfbierbrauerei Magdeburg-Buckau Reichardt und Schneidewin. Bis 1919 wird hier Bier gebraut, dann schließt die Brauerei.
1920 folgt der Verkauf von Teilen des Geländes und den meisten Gebäuden an die „Gesellschaft für Lindes Eismaschinen AG“. Diese baut die Dampfmaschinen und einige Gebäudeteile um und macht aus dem Gelände ein Sauerstoffwerk. 1924 gibt sie Teile des Geländes und der Kelleranlagen an die Gründer der neuen Abtshof-Brennerei ab.
1940 wird eine neue Produktionshalle im Stil des neuen Bauens durch den Architekten Dipl. Ing. Arnold. gebaut. Weiterhin entsteht bis 1943 neben weiteren Umbauten auch ein Luftschutzkeller, der 1980 als Atomschutzkeller hergerichtet wird und bei unserer ersten Besichtigung immer noch Vorräte aus den 80ern und ein Sanitätszimmer enthält, das wahrscheinlich aus dem 2. Weltkrieg stammt. 1943 kommen Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter ins Werk. 18 Personen aus sechs verschiedenen Ländern sind aus dieser Zeit dokumentiert. Sie mussten pro Woche 60-72 Stunden arbeiten. Was aus ihnen wurde ist bislang unklar.
Nach dem Krieg wurde das Sauerstoffwerk Magdeburg als wichtiger Rüstungsbetrieb der Nazis eingestuft. Eine Verbindung zwischen der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen AG und der IG Farben wird bei den Nürnberger Prozessen nachgewiesen.
1946 besichtigt die Gruppe Chemie der Bezirksverwaltung Sachsen-Anhalt das Gelände. 20% des Betriebs sind zerstört. Einige der Maschinen sind jedoch noch funktionstüchtig. Ein großer Teil der Werksanlagen wird auf Befehl der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) noch im selben und dem nächsten Jahr demontiert. Dennoch wird eine geringe Produktion aufrecht erhalten. Nach einer schweren Explosion im Januar 1947 steht die Fertigung dann ganz still. Im April werden Ersatzteile geliefert, um endlich wieder produzieren zu können.
1948 wird der Betrieb enteignet und das Gelände wird offiziell „Volkseigentum“. In der „VVB Oxyka“ (Vereinigung Volkseigener Betriebe) war das Sauerstoffwerk Magdeburg nun bis 1952 mit 9 weiteren Betrieben verbunden.
Zwischen 1950 und 1952 werden Teile des Geländes an das „Tega Werk Brandenburg“ abgetreten. Außerdem wird die „VEB Sauerstoff- und Acetylenwerk Magdeburg“ gegründet.
In den 1950ern und frühen 1960ern finden noch zahlreiche Umbaumaßnahmen statt. So wird zum Beispiel 1962 der heutige Schornstein in der Einfahrtszone gebaut.
Ab 1973 gehört das Werk zum VEB Kombinat Leuna-Werke Walter Ulbricht/ Betriebsteil technische Gase Leipzig. Massive Sicherheitsmängel führen außerdem dazu, dass 1977 ein neues Werk in Magdeburg-Hopfengarten geplant wird. Zur teilweisen Umsetzung dieser Pläne kommt es erst Ende der 80er Jahre.
1990 wird die „Technische Gase GmbH Leipzig“ neue Eigentümerin. Allerdings wird nach dem Anschluss der DDR an die BRD im selben Jahr das Sauerstoffwerk wie alle anderen Volkseigenen Betriebe privatisiert. Es wird an die Firma „Technische Gase Masser Greisheim GmbH“ übergeben.
1992 übernimmt das Unternehmen „Air Liquide S.A.“ das Gelände. 1996 werden die Anlagen demontiert und Air Liquide schließt das komplette Gelände. Bis 2008 wird es noch mehrmals vermietet. Danach werden nur noch die notwendigen Sicherungsmaßnahmen seitens “Air Liquide” durchgeführt.
Im September 2011 finden die ersten Verkaufsgespräche der Interessengemeinschaft werk4 (Vorläufer der werk4 GmbH & Co. KG) mit Air Liquide statt. Bis Juni 2012 werden die Verhandlungen geführt und die werk4 GmbH & Co. KG gegründet, die schließlich das Grundstück am 20.07.2012 kauft.
Im Herbst des selben Jahres wird das werk4 mit seinem Außengelände als ein sportliches, kulturelles und soziales Stadtteilunternehmen feierlich eröffnet. Seither können die verschiedensten Veranstaltungen auf den Außenflächen des alten Industriegeländes stattfinden.